Über uns

Von der „KZ-Betreungsstelle“ zur Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – VVN-BdA

Kleine Geschichte der bayerischen VVN

 

Gleich nach Kriegsende und Befreiung gründeten ehemalige Häftlinge mit Unterstützung der amerikanischen Militärbehörden in allen Städten und Kreisen „KZ-Betreuungsstellen“, so auch in Trostberg und Traunstein. Sie kümmerten sich um die Notsituation der Verfolgten. Aus diesen Betreuungsstellen entwickelte sich dann 1946 die Traunsteiner Kreisorganisation der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“.

Anfang 1947 gründeten Überlebende des Naziterrors aus Konzentrationslagern und Zuchthäusern, Verfolgte und Widerstandskämpferlnnen aller politischen Richtungen dann auch eine Landesorganisation Bayern der VVN. Als einprägsames Abzeichen wurde der ,,rote Winkel“ gewählt – das Kennzeichen für die Kategorie der politischen Häftlinge in den Konzentrationslagern.

 

Ziel dieser überparteilichen Organisation war zunächst die soziale Betreuung der ehemaligen Häftlinge, die zum großen Teil unter katastrophalen Lebensbedingungen zu leiden hatten. Nicht zuletzt dem Engagement der VVN in den vergangenen Jahrzehnten ist es zu danken, dass viele ehemalige Verfolgte des NS-Regimes zumindest eine bescheidene materielle Entschädigung für ihre Leiden erhalten haben.

 

Von Anfang an wollten sich die in der VVN zusammengeschlossenen Verfolgten aber nicht auf die soziale Hilfeleistung beschränken. War und ist doch das Leitmotiv der Organisation der Schwur der befreiten Häftlinge des KZ Buchenwald: ,,Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“ lhre Erfahrungen und ihr moralisches Gewicht wollten sie einbringen in die Neugestaltung dieses Landes.

 

Aber in Zeiten des Kalten Krieges kamen auch in Bayern ehemalige Nazis wieder in Amt und Würden; diejenigen, die an Faschismus und Krieg verdient hatten, verdienten erneut. Die materiellen Sorgen der Opfer und ihrer Nachkommen aber wurden wie auch ihr politisches Anliegen meist ,,vergessen“.

 

Und so engagierten sich die Mitglieder der bayerischen VVN in vielen Aktionen gegen die Wiedereinsetzung alter Nazis, gegen das Wiedererstehen faschistischer Organisationen, gegen Wiederbewaffnung und atomare Aufrüstung – und immer wieder gegen die ,,Verdrängung“ der Geschichte. So waren es nicht zuletzt den in der VVN organisierten ehemaligen Häftlingen zu verdanken, dass Mitte der sechziger Jahre endlich auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Dachau eine würdige Gedenkstätte entstand.

 

Gegen Ende der sechziger Jahre, bedingt auch durch das starke Anwachsen der neofaschistischen NPD, zeigt sich im Gefolge der studentischen Protestbewegung erstmals in großem Umfang das Interesse einer jungen Generation an der Auseinandersetzung mit der Nazivergangenheit. Dies war

ein wichtiger Grund dafür, dass sich die VVN 1971 zum ,,Bund der Antifaschisten“ (seit 1996: ,,Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten“) erweiterte. Damit konnten nun auch Menschen, die nicht selbst verfolgt worden waren, Mitglied der VVN werden.

 

Die Unterstützung der Friedensbewegung sowie Aktivitäten gegen neue neofaschistische Gruppen, deren Propaganda und deren zunehmenden Terror waren Schwerpunkt der Arbeit in den 1970er und 1980er Jahren. – Rassismus, Ausländerfeindlichkeit und Antisemitismus, die Diskriminierung von Menschen wegen ihrer Herkunft, Hautfarbe oder Weltanschauung, die Bedrohung für deren Leib und Leben, sind leider bis heute aktuelle Themen geblieben.

 

Zu breitem, parteiübergreifenden Handeln gegen Faschismus und Krieg beizutragen, war damals das Anliegen der Überlebenden der Konzentrationslager. Dieses Anliegen steht auch heute im Mittelpunkt der Arbeit der älteren und jüngeren Mitglieder der VVN-BdA, wenn es darum geht, aus der Erfahrung der Vergangenheit heraus unsere Gegenwart menschlicher zu gestalten.

(F.M.)