Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten"Jedes Volk, jeder einzelne hat ein Recht auf die Güter der Welt!" (Flugblatt der Weißen Rose, Januar 1943)
Ein großer Erfolg für die VVN-BdA: Das Berliner Finanzamt hat der Bundesorganisation die Gemeinnützigkeit wieder zuerkannt. Die vielen Bemühungen, vor allem auch die große Solidarität von Initiativen, Parteien, Gewerkschaften und Einzelpersonen haben sich also gelohnt. Engagiert haben sich gerade auch ehem. Naziverfolgte wie Esther Bejarano, Überlebende des KZ Auschwitz, oder in Bayern der Überlebende von Theresienstadt, Ernst Grube. Sie alle beharrten darauf: Antifaschismus ist und bleibt gemeinnützig!
Aufgrund der aktuellen Corona-Situation kann der Ostermarsch auch heuer nicht wie gewohnt durchgeführt werden. Als Alternative gibt es unter der Youtube-Adresse fffutu.re/Ostermarsch-TS am Samstag, 3. April, ab 10 Uhr ein spannendes Streaming-Programm mit engagierten Reden und Musikbeiträgen von Christoph Weiherer sowie einem Grußwort von Konstantin Wecker. Der Ostermarsch wird jedoch nachgeholt und findet dann am 19. Juni statt. Aufruf zum Ostermarsch und weitere Infos unter https://friedensinitiativettt.wordpress.com/
Der März 1946 war ein wichtiger Monat für all die Menschen, die Gefängnisse, Zuchthäuser und Konzentrationslager der Nazis überlebt hatten:
Im überfüllten Münchner Zirkus Krone hatten sich Verfolgte und Angehörige von Opfern am 10. März zu einer „antifaschistischen Kundgebung“ am „Tag der Opfer des Faschismus“ zusammengefunden. Redner der Parteien SPD, KPD, CSU und der „rassisch Verfolgten“, der Gewerkschaften, Ministerpräsident Högner und der Münchner Oberbürgermeister Scharnagl zeigten sich entschlossen zum Aufbau eines neuen, freien, gerechten und friedlichen Deutschland.
Weiter gab es in diesem Monat
> das lang erwartete „Gesetz gegen Nationalsozialismus und Militarismus“, das sog. „Säuberunggsgesetz“,
> das „Gesetz Nr. 14 – Gegen Rassenwahn und Völkerhaß“,
> die 1. Sitzung des Vorbereitenden Verfassungsausschusses für eine neue Bayerische Verfassung.
Am Mittwoch, 27. Januar, jährte sich zum 76. mal die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch sowjetische Soldaten. Sie fanden damals nur noch wenige Überlebende vor.
Dieser 27. Januar wurde 1996 vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus erklärt. Die VVN-BdA nahm diesen Tag zum Anlass, an alle Opfergruppen mit einer stillen Mahnwache am Stadtplatz in Traunstein zu erinnern: Dem Terror der Nazis fielen Juden, Sinti und Roma, ZwangsarbeiterInnen, Homosexuelle, Behinderte und Kranke, Kriegsgefangene, politische Gegner, als „Asozial“ Verfolgte, Verurteilte der Militärjustiz und Zivilisten der besetzten Länder zum Opfer. Ins Gedenken eingeschlossen wurden auch das erste Opfer der Nazis in Traunstein, der damalige KPD-Stadtrat Hans Braxenthaler, die neun Angehörigen der jüdischen Familie Holzer, die im Holocaust ermordet wurden, der 1943 in Stadelheim hingerichtete damalige Leiter des Wirtschaftsamtes, Karl Biack, sowie die über 60 Ermordeten des Todesmarsches nach Surberg Anfang Mai 1945.
Mit dem Transparent „Menschlichkeit statt Rassismus“ erinnerten VVN-Mitglieder auch an die Verpflichtung für heute. Dazu gehört das konsequente Vorgehen gegen jede Form von Rassismus und Antisemitismus. Darüber hinaus forderten VVN-Mitglieder auf Schildern auch die sofortige Aufnahme von Geflüchteten, die unter unmenschlichen Bedingungen in bosnisch-kroatischen Lagern oder auf der Insel Lesbos untergebracht sind. (F.M., Foto: D. Lebert)
In einem Appell zum Jahresbeginn wendet sich der Landesverband Bayern der VVN-BdA an die Bayerische Regierung und die politisch Verantwortlichen und fordert ein deutlicheres Engagement für Flüchtlinge auf der Insel Lesbos. Gerade jetzt im Winter sind die Zustände in den dortigen Lagern menschenunwürdig. Bayern solle sich beim Bund für die Aufnahme von mehr Geflüchteten stark machen. Gleichzeitig wird ein sofortiger Stopp der Abschiebungen in ungesicherte „Heimatländer“ gefordert.
Der Salzburger Jurist Dr. Karl Biack wurde 1943 als Leiter des Wirtschaftsamtes Traunstein eingesetzt, im März 1944 an seinem Arbeitsplatz verhaftet, als Gegner des NS-Staates vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und im November 1944 im Gefängnis München-Stadelheim hingerichtet.
Heinz Biack, Sohn von Dr. Karl Biack, hielt im Mai 2019 die Ansprache bei der Gedenkfeier der VVN-BdA Traunstein im KZ-Friedhof Surtal. Die damals vorgetragene Lebensgeschichte seines Vaters hat Heinz Biack aufgrund neuer Dokumente für diese Darstellung um einige Aspekte erweitert.
Ein Besuch im österreichischen St. Radegund nahe Tittmoning, der Heimat des Kriegsverweigerers Franz Jägerstätter (1907-1943)
Mitglieder der Traunsteiner Vereinigung derVerfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschist*innen hatten sich Anfang Oktober auf den Weg gemacht, um mehr über das Leben dieses engagierten Christen zu erfahren, der den Krieg der Nazis nicht mitmachen wollte und dafür mit dem Leben bezahlte.
In einer Erklärung fordert die Lagergemeinschaft Dachau e.V. angesichts der katastrophalen Situation im Lager Moria in Griechenland die unverzügliche Aufnahme von Tausenden von Geflüchteten in Deutschland. Das gebiete die Erinnerung an den Nationalsozialismus. In der Erklärung heißt es ua.:
Nie wieder! Nie wieder sollen Menschen daran gehindert werden, Schutz und Sicherheit zu erlangen. Nie wieder sollen sie in Elend, Terror und in Krieg abgeschoben, zurückgedrängt werden. Schutz und Sicherheit, persönliche Entfaltung, das Recht, „Rechte zu haben“, wie es die vor den Nazis geflohene jüdische Philosophin Hannah Arendt postuliert hat, sollen Geltung haben.
Auf einen Todesmarsch getrieben – in Waging befreit
Ende August 2020 verstarb in seinem Wohnort nahe Tel Aviv mit 92 Jahren der jüdische NS-Verfolgte Salec Beldengruen, der den Todesmarsch von KZ-Häftlingen kurz vor Kriegsende 1945 durch den Landkreis Traunstein mitmachen musste und in Waging befreit wurde. Er ist später immer wieder nach Waging zurückgekommen und hat auch mehrmals an den Gedenkfeiern der VVN-BdA im KZ-Friedhof Surberg teilgenommen; 2009 hielt er dort eine bewegende Ansprache (nachzulesen in „Gedenkfeiern gegen das Vergessen. Der KZ-Friedhof in Surberg, Waging, Liliom-Verlag 2015).
Er war mit 18 Jahren der jüngste Häftling aus Traunstein, der 1933 ins Konzentrationslager Dachau verfrachtet wurde: Carl Ostermayer (1915-2004). Zweieinhalb qualvolle Jahre war er eingesperrt, zweieinhalb Jahre, die seine Sicht auf die Welt geprägt und ihn politisch denken gelernt haben.
Später, nach Kriegsende, als er sich eine Existenz als Fotograf in Seebruck aufbaute und dann jahrzehntelang als begeisterter Archäologe zu großem Ansehen gelangte, hat er lange nicht mehr über diese Zeit im KZ Dachau gesprochen. Anfang der 1990er Jahre trat Carl Ostermayer der Traunsteiner Kreisvereinigung der VVN-BdA bei und begann nun immer häufiger, von seinen Erlebnissen in der Nazi-Zeit zu erzählen.
Diese Erinneungen hat Markus Müller noch im letzten Lebensjahr von Carl Ostermayer aufzeichnen können und daraus ein knapp 100seitiges Buch gemacht, das die Leidenszeit im Konzentrationslager in den Mittelpunkt stellt, aber auch Raum bietet für Ostermayers gesamte, aufregende Lebensgeschichte.
Carl Ostermayer: Im Konzentrationslager Dachau von 1933 bis 1936 – von ihm selbst erzählt. Aufgeschrieben von Markus Müller, Liliom Verlag Waging 2020, 10.- €
Das Buch ist beim Verlag oder in allen Buchhandlungen bestellbar