Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten"Jedes Volk, jeder einzelne hat ein Recht auf die Güter der Welt!" (Flugblatt der Weißen Rose, Januar 1943)
Aus der Mitteilung der Veranstalter: In Erinnerung an die Errichtung des KZ-Außenlagers Trostberg im November 1944 laden wir zum Gedenken ein. Vom Parkplatz an der Evangelischen Kirche Trostberg gehen wir gemeinsam zum Ort des ehemaligen Lagers, das als Außenlager des KZ Dachau Teil des nationalsozialistischen Lagersystems war. Hier waren Häftlinge unter katastrophalen Bedingungen als entmenschlichtes Produktionskapital für die Rüstungsindustrie inhaftiert. Heute erinnert am Ort selbst nichts mehr daran. Umso mehr wollen wir die Tatsache, dass auch in unserer nächsten Umgebung Menschen im NS-Lagersystem gequält und getötet wurden, am Jahrestag in Erinnerung halten. Die Strecke vom Parkplatz zum Gelände des ehemaligen Lagers hinter dem Chemiepark beträgt ca. 1 km, für Menschen mit Gehbehinderung wird ein Shuttle-Service angeboten
Wir sind in tiefer Trauer über die vielen Toten der letzten Tage und die grauenhafte Gewalt, die diese Woche überschattet. 700 Frauen, Kinder und Männer wurden in ihren Wohnungen hingerichtet, entführt, vergewaltigt und durch die Straßen gezerrt. Wir verurteilen den Terror der islamistischen Hamas und den Antisemitismus, der sich in diesen Tagen – nicht nur im Nahen Osten – Bahn bricht. Wer die Gewalttaten der letzten Tage „feiert“, sich über den Tod hunderter Menschen freut und ihn als „Befreiung“ tituliert, stellt dadurch seine Menschenverachtung zur Schau. Wir sind in Gedanken bei allen Menschen in Israel und in Gaza, die bei Bombenangriffen getötet und verletzt wurden. Unsere Anteilnahme gilt auch jenen, deren Angehörige und Freund*innen sich derzeit in der Gewalt der Hamas befinden.
Als Vereinigung, die auch von jüdischen NS-Verfolgten gegründet wurde, möchten wir außerdem daran erinnern, dass noch heute circa 150.000 Menschen in Israel leben, die einst die Shoah überlebten und Zuflucht in Israel fanden. Wir hoffen, dass alle diese schreckliche Zeit überstehen.
Der vergangene Samstag war auch ein schwarzer Tag für alle, die sich im Nahen Osten für ein menschenwürdiges Leben für alle und gegen religiösen Fanatismus einsetzen. Die demokratische Zivilbewegung in Israel und ihr Protest gegen den Demokratieabbau im eigenen Land dürfte vorerst an ihr Ende gekommen sein.
Wir warnen vor der Gewaltspirale, die sowohl für die israelische als auch für die palästinensische Bevölkerung nur weitere Katastrophen bereithält und appellieren an die politischen Verantwortlichen, eine gewaltfreie Antwort auf den schrecklichen Terror zu finden. Gaza dem Erdboden gleichzumachen und dabei hunderte Zivilist*innen zu töten, bringt weiteres unvorstellbares Leid mit sich und befeuert die Gewaltspirale. Wir warnen auch vor rassistischen Reflexen, die arabische und palästinensische Menschen mit Antisemitismus gleichsetzen und von rechten Akteur*innen hier in Deutschland für ihre Zwecke missbraucht werden.
Demonstration am Sonntag, 16. Juli, 16.00 Uhr, Gärtnerplatz München Kundgebung ab 17.30 Uhr auf dem Marienplatz!
Bringt eure Freund*innen, Arbeitskolleg*innen, Familien und Kinder mit und lasst uns gemeinsam zeigen, dass wir für eine solidarische Gesellschaft stehen. Lasst uns gemeinsam laut werden gegen Abschottungs- und Scheuklappenpolitik! Lasst uns laut sein für Solidarität und Menschenrechte!
Aufrufende: AGABY, Arbeitsgemeinschaft der Ausländer-, Migranten- und Integrationsbeiräte Bayerns | In Aktion gegen Krieg und Militarisierung | Alarmphone München | Amnesty International – Bezirk München und Oberbayern | Aufstehen gegen Rassismus München |Bellevue di Monaco | Bayerischer Flüchtlingsrat | Münchner Bündnis gegen Krieg und Rassismus | Nord Süd Forum München e.V. | RAV – Republikanischer Anwältinnen und Anwälteverein e.V. | VVN BdA Kreisvereinigung München … und viele andere Organisationen Ausführlich hier:https://offen-bleiben-muenchen.de/
Am 3. Mai 1945, kurz vor Kriegsende, wurden 66 KZ-Häftlinge eines „Todesmarsches“ aus Lagern in Niederbayern von begleitenden SS-Männern im Gemeindebereich Surberg erschossen. Diese Opfer des Naziterrors liegen auf dem Friedhof in Surtal, Gemeinde Surberg, begraben.
Die meist jüdischen Häftlinge hatten einen langen Leidensweg hinter sich. Viele von ihnen wurden Anfang 1945 aus Lagern im Osten angesichts der vorrückenden sowjetischen Armee in das Konzentrationslager Buchenwald verfrachtet, dann weiter nach Süden ins nordbayerische Konzentrationslager Flossenbürg. Von hier aus wurden im April 1945 die meisten Häftlinge aus diesem Lager, teilweise zu Fuß, auf Todesmärsche Richtung Süden geschickt. Ein Teil von ihnen transportierten die NS-Machthaber noch im April in die KZ-Außenlager Plattling und Ganacker in Niederbayern zur Zwangsarbeit für die Rüstung.
Mit Näherrücken der Front wurden auch diese Lager evakuiert und etwa 500 Häftlinge beider Lager am 24. und 25. April zu Fuß nach Südosten Richtung Salzburg getrieben.
Überlebende beschreiben diesen Marsch als Hölle: Meist gab es nur wenig Brot und Wasser als Verpflegung, was bei manchen Häftlingen, die durch die vorherige Zwangsarbeit schon völlig entkräftet waren, dazu führte, dass sie das Tempo nicht mehr mithalten konnten, zusammensackten und von SS-Männern erschossen oder erschlagen wurden. Deshalb säumten immer wieder Tote den Weg.
In Kolonnen von jeweils etwa 100 Häftlingen, begleitet von SS-Wachmannschaften, passierten sie Orte wie Landau, Eggenfelden und Neuötting; eine große Gruppe marschierte dann Richtung Osten und konnte schließlich bei Laufen an der Salzach von amerikanischen Soldaten befreit werden.
Ein anderer Teil dieses „Todesmarsches“ ging von Altötting südwärts nach Trostberg und erreichte am Abend des 2. Mai die Stadt Traunstein, wo die etwa 70 Häftlinge im leeren Schweinestall des Bürgerbräukellers am Stadtrand übernachteten. Mindestens ein Häftling, Kurt Messerschmitt, konnte in dieser Nacht fliehen und sich bis zur Befreiung verstecken.
Am frühen Morgen des 3. Mai, bei großer Kälte und Schnee, wurden die Männer entlang der Bahnlinie nach Osten kurz von dem Ort Lauter an einen Waldrand getrieben. Mit dem Gesicht zum Wald mussten sie sich in einer Reihe aufstellen und wurden von den SS-Männern erschossen, die daraufhin flüchteten. Den Hergang bezeugte der einzige Überlebende dieses Massakers, der polnische Häftling Leo Neumann, der schwer verletzt von Kindern eines benachbarten Bauernhofs gefunden wurde.
Am nächsten Tag wurde auch die heutige Gemeinde Surberg von amerikanischen Soldaten befreit.
Anfang November mussten auf Anordnung der US-Militärverwaltung ortsbekannte Nazis die im Mai 1945 nur notdürftig bestatteten Häftlinge ausgraben. Am 9. November 1945 wurden die Särge der 62 Erschossenen zusammen mit 4 weiteren in der Umgebung ermordeten Häftlingen in einer großen Trauerfeier auf einer kleinen Anhöhe in Kreisform bestattet. Nur von 29 Begrabenen konnen Namen ermittelt werden, von 13 sind nur Nummern bekannt.
Der Friedhof, anfangs nur mit einem Holzzaun abgegrenzt, erhielt 1947 einen großen Gedenkstein mit der Inschrift „Unsterbliche Opfer ihr sanket dahin“. 1952 wurden die Umfassungsmauer sowie in Anlehnung an traditionelle (Kriegs)gräberstätten das Holzkreuz auf dem Gedenkstein und die – bis heute umstrittenen – hölzernen Tatzenkreuze als Gräbersymbolik angebracht.
Um auf die überwiegend jüdischen Opfer hinzuweisen, erhielten zwei Seiten des Gedenksteins später Davidkreuze. Zum 50. Jahrestag des Massakers wurde 1995 von einer Initiative der von dem Siegsdorfer Kunstschlosser Karl Göstl geschaffene Chanukka-Leuchter aufgestellt, der – so das ursprüngliche Ziel der Initiative – eigentlich in vergrößerter Form das Holzkreuz ersetzen sollte.
Von den ersten Nachkriegsjahren abgesehen geriet der KZ-Friedhof und mit ihm das Massaker von 1945 für lange Zeit in Vergessenheit. Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zu den SS-Tätern erbrachten keine Ergebnisse.
Erst zum 40. Jahrestag des Geschehens fand 1985 auf Anregung der Traunsteiner VVN-BdA eine große Gedenkfeier statt, zu der auch Kurt Messerschmitt aus den USA eingeladen wurde und eine Ansprache hielt. Seitdem organisiert der Traunsteiner Kreisverband der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschist*innen jedes Jahr Anfang Mai eine vielbeachtete Gedenkfeier (siehe dazu Artikel auf dieser website).
Der KZ-Friedhof Surtal steht unter der Obhut der „Stiftung Bayerische Gedenkstätten“ und wird von der Gemeinde Surberg gepflegt.
Zur Geschichte der Gedenkstätte Surberg und zu den Ansprachen auf den Gedenkfeiern siehe: Gedenkfeiern gegen das Vergessen. Der KZ-Friedhof in Surberg, Waging, Liliom-Verlag 2015
Die diesjährige Gedenkfeier zur Erinnerung an das Massaker an KZ-Häftlingen fand am Sonntag, 7. Mai 2023 in der KZ-Gedenkstätte Surtal um 13 Uhr statt.
Die Ansprache hielt heuer Maria Dammer zusammen mit Dr. Andreas Schommer. Die Ansprache über das Leben von Franz Jägerstätter ist nachzulesen unter
Viereinhalb Jahre war Maria damals alt, als ihr Vater Franz Jägerstätter am 9. August 1943 im Zuchthaus Brandenburg hingerichtet wurde. Der tief gläubige Familienvater aus dem kleinen Dorf St. Radegund hatte sich bis zuletzt geweigert, als Soldat am Eroberungskrieg Hitlers mitzumachen.
Von ihrer Mutter erfuhr Maria dann erst Genaueres über die Beweggründe ihres Vaters. Sie erlebte aber auch das jahrzehntelange Beschweigen und Unverständnis der Menschen ihrer Umgebung …
Grußworte hielten der stv. Landrat Josef Konhäuser und die ev. Pfarrerin Hannah von Schroeders aus Traunstein. Wie immer wurde die Feier musikalisch von Samuel Bauer und mit einer Lesung von Emily Schönthaler umrahmt. Zum Bericht im Traunsteiner Tagblatt vom 9.5. siehe
Am 27. April 2023, dem 90. Jahrestag dieses Transports, organisierte die VVN-BdA Traunstein vor dem Gefängnis Traunstein eine Gedenkkundgebung mit Portraits der Häftlinge. In der anschließenden Veranstaltung wurde genauer über den Hintergrund informiert und wurden einzelne Biografien vorgestellt.
In den Chiemgau-Blättern hat dazu Friedbert Mühldorfer einen Artikel veröffentlicht; nachzulesen hier unter
Bereits Anfang März 1933, kurz nach der Machtübernahme des Nationalsozialismus, wurden auch im Landkreis Traunstein Menschen, die den Nazis als Gegner galten, v.a. Kommunisten, von Traunsteiner Behörden in „Schutzhaft“ genommen und ins Gefängnis Traunstein verbracht. Von dort aus wurden sie Ende April in das wenige Wochen vorher neu errichtete Konzentrationslager Dachau transportiert. Einige von ihnen wurden aufgrund von Anmerkungen auf der Transportliste beim Eintreffen im Lager gleich schwer misshandelt.
Anlässlich des 90. Jahrestags erinnert der Kreisverband der VVN-BdA – Traunstein/BGL mit Portraits der 27 politischen Häftlinge an diesen ersten Transport ins Lager Dachau.
Gedenken vor dem Gefängnis Traunstein
am Donnerstag, 27.April 2023, 19 Uhr, Rosenheimerstraße
Anschließend Informationsveranstaltung:
Die ersten KZ-Häftlingeaus dem Landkreis Traunstein
Hintergründe – Biografien – Auswirkungen
Donnerstag, 27. April, 20 Uhr, Wochinger Brauhaus, Traunstein, Nebenzimmer
Gedenken am Freitag, 27. Januar, 16-16.30 Uhr am Stadtplatz Traunstein
Am Freitag, 27. Januar, jährt sich zum 78. Mal die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau durch sowjetische Soldaten. Sie fanden damals nur noch wenige Überlebende vor.
Dieser 27. Januar wurde 1996 vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus erklärt. Die Kreisorganisation TS/BGL der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschist*innen nimmt diesen Tag zum Anlass, am Freitag, 27.1., 16-16.30 Uhr, mit einer stillen Mahnwache an alle Opfergruppen zu erinnern: Dem Terror der Nazis fielen Jüd*innen, Sinti und Roma, Zeug*innen Jehovas, Zwangsarbeiter*innen, Homosexuelle, Behinderte und Kranke, Kriegsgefangene, politische Gegner, als „Asozial“ Verfolgte, Verurteilte der Militärjustiz und Zivilisten der besetzten Länder zum Opfer.
Mit dem Transparent „Menschlichkeit statt Rassismus“ erinnert die VVN-BdA auch an die Verpflichtung für heute. Dazu gehört das konsequente Vorgehen gegen jede Form von Antisemitismus, Rassismus und anderen Formen von Menschenfeindlichkeit. Vor einigen Jahren formulierte der Präsident des Internationalen Auschwitz-Komitees, Marian Turski: „Wenn heute jemand einen Juden, Bosnier, Türken, Israeli, Palästinenser, Moslem oder Christen oder einen Nichtgläubigen demütigt, ist es, als beginne Auschwitz von Neuem“.
Wie jedes Jahr fand auch heuer wieder das Gedenken am 9. November, dem Jahrestag des Pogroms der Nazis gegen Jüdinnen und Juden, in Traunstein statt. Die Veranstaltung wird organisiert vom Kreisjugendring und der Evangelischen Jugend, unterstützt vom Netzwerk „Bunt statt braun im Landkreis Traunstein“, in dem auch die VVN-BdA mitarbeitet.
Beginn war am Gedenkstein für die Traunsteiner Opfer des Nationalsozialismus im Stadtpark; aber bevor es dann zum ehemaligen Haus der Viehhändlersfamilie Holzer in der Kernstraße ging, wurde ein Zwischenstopp eingelegt: Am Nebengebäude des Landratsamtes in der Ludwig-Thoma-Straße 3 erinnerte die VVN-BdA an das Schicksal von Rosa Mosbauer. Wie Christine Belser erläuterte, wurde Mosbauer im November 1938 ebenfalls aus Traunstein vertrieben und ihr Haus und Grundstück vom damaligen Landrat Tremel „arisiert“, also zwangsweise unter Wert gekauft. 1942 ertränkte sich Rosa Mosbauer im Tüttensee.
Die VVN-BdA regte an, am Landratsamtsgebäude eine Gedenktafel anzubringen; außerdem soll bei der Stadt Traunstein beantragt werden, etwa den südlichen Teil des Stadtparks in Rosa-Mosbauer-Park oder eine Straße nach Rosa Mosbauer zu benennen.
Zeitungsbericht des Traunsteiner Tagblatts v. 11.11.22 siehe
Vom 18. Juni bis 2. Juli 2022 wird täglich von 9 – 18 Uhr die Ausstellung im Kulturforum Klosterkirche Traunstein gezeigt, umrahmt von Begleitveranstaltungen. Der Eintritt ist frei,
In der Ausstellung werden anhand von Fotos und Texten die Erscheinungsformen des Neo-Faschismus gezeigt – von Parteien über antisemitische Verschwörungstheorien auf Querdenken-Demos bis hin zu rechten Öko-Bewegungen.
Neben dem Eröffnungsabend am 18. Juni stehen weitere Sonderveranstaltungen auf dem Programm: Am 22.6. referiert Paul Diedrich ab 19 Uhr zum Thema: »Antisemitismus in Deutschland«, am Freitag, 24.6. folgt ebenfalls um 19 Uhr der Vortrag »Die extreme Rechte in Bayern« des preisgekrönten Journalisten Robert Andreasch. Am Mittwoch, 29.6. wird ab 19 Uhr der Spielfilm »Die Kriegerin« gezeigt. Zum Abschluss gibt es am Sonntag, 3. Juli, eine zeitgeschichtliche Stadtführung mit Friedbert Mühldorfer, bei der an verschiedenen Stationen an die Nazi-Herrschaft in Traunstein und auch an den Widerstand gegen diese erinnert wird. Treffpunkt ist um 11 Uhr vor dem Kulturforum.
Der Verein »Henastoibande« aus Laufen hat die Ausstellung zusammen mit der Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes sowie der Unterstützung des Netzwerks »Bunt statt Braun im Landkreis Traunstein« und der Stadt Traunstein organisiert. Weitere Informationen sowie die Anmeldung für Schulklassen gibt es auf der Internetseite der »Henastoibande«.
Um Anmeldung für den Workshop und die Führungen wird per E-Mail an info@henastoibande.de gebeten.